Anhang D: Elektrische Anpassung

D.1 Die serielle Schnittstelle des Macintosh

Der Macintosh verfügt über zwei serielle RS422A-Schnittstellen. Beide sind gleich­wertig, allerdings besitzt der Modemport (Port A) eine höhere Interrupt­priorität: Sollten beide Schnittstellen gleichzeitig einen Interrupt anfordern, wird der Modemport vorrangig behandelt[1]. Der SCC kann beide Schnittstellen unab­hängig vonein­ander bedienen.

Zwischen dem SCC und den Ports befinden sich Leitungstreiber, die die Konvertierung von RS422A-Signalen auf TTL-Pegel vornehmen (Abb. D.1.1). Als Sendebaustein wird ein 26LS30 verwendet mit +5 Volt und -5 Volt Stromversorgung und dem Betriebsarten­signal (mode control) zur Erzeugung einer Differenzausgangsspannung. Die Ausgänge sind mit einem T-Filternetz­werk, bestehend aus zwei 20–30 Ohm Widerständen und einem 150–300 pF Kondensator[2], verbunden. Dieser RC-Filter dämpft die hoch­frequen­ten Anteile des Signals. Zudem verhindert diese Schaltung, daß bei Ausfall einer Treiberstufe ein angeschlossenes Netzwerk blockiert wird. Die Abschlußimpedanz beträgt jeweils 39 Ohm , wodurch sich für das AppleTalk-Kabel eine Kabelimpedanz von 78 Ohm ergibt. Die Eingänge des Empfängerbausteins 26LS32 sind ebenfalls über ein RC-Filter angepaßt.

Abb. D.1.1: Sende- und Empfangsbausteine zwischen SCC und Port

Der Macintosh ist nicht mit den bei Personal Computern üblichen RS232C-Schnittstellen, sondern mit RS422A-Schnittstellen ausgerüstet, die über erdsymmetrisch aus­geführte Daten­leitungen verfügen. Sowohl die Sende- als auch die Empfangsleitung besitzt einen eigenen Rückleiter (vgl. Abb. D.1.2 und D.1.3). Bei der RS422A-Schnittstelle wird nicht, wie bei der asymme­trischen RS232C-Schnittstelle, zur Gewinnung der Daten das Vorzeichen der Spannung der Sende (TD)- bzw. Empfangsleitung (RD) gegenüber einer gemein­samen, festgelegten Masse (GND) be­trachtet. Ausschlaggebend ist vielmehr das Vorzei­chen der Spannung zwischen Leiter (TD+ bzw. RD+) und entspre­chendem Rück­leiter (TD- bzw. RD-)[3]. Die Span­nungs­differenz darf 12 Volt nicht über­schreiten.

Abb. D.1.2: Die serielle Schnittstelle des Macintosh

Durch die symmetrische Auslegung sind RS422A-Schnittstellen unempfindlicher gegen Störungen und erlauben längere Übertragungswege und höhere Datenraten. Beide Schnitt­­stellenty­pen sind kompatibel und können bei entsprechender Ver­drahtung mitei­n­an­der verbunden werden.

Pin

Macintosh Plus

Macintosh SE\SE30

Macintosh II/IIx/IIcx/IIci

1

Output Handshake

Output Handshake

Output Handshake

2

Input Handshake/        External Clock

Input Handshake/        External Clock

Input Handshake

3

Transmit Data -

Transmit Data -

Transmit Data -

4

Signal Ground

Signal Ground

Signal Ground

5

Receive Data -

Receive Data -

Receive Data -

6

Transmit Data +

Transmit Data +

Transmit Data +

7

(nicht verwendet)

General Purpose Input       (Am DCD-Pin des SCC)

General Purpose Input/ External Clock

8

Receive Data +

Receive Data +

Receive Data +

Abb. D.1.3: Belegung der seriellen Ports des Macintosh

Über den Input Handshake-Pin kann ein externer Übertragungstakt angelegt werden. Da es sich beim Schnittstellenbaustein um einen differen­tiellen Empfänger handelt, ist besonders darauf zu achten, daß der Takt in seinem Pegel symme­trisch zur Masse ist[4]. Die Spannung zwischen dem Taktsignal und der Masse muß zwischen einem positiven und einem negativen Wert wechseln, d.h. der Takt muß die 0-Volt-Grenze unbedingt über­schreiten. Dabei genügt bereits eine Amplitude von etwa 1 Volt. Ein asymmetrischer Takt, der keinen negativen bzw. positiven Span­nungs­­­anteil besitzt, kann nicht verwendet werden. Dagegen ist die Verwendung eines Sinustaktes anstelle eines Rechteck­taktes möglich. Die Form des Taktsignals darf also durchaus von der Rechteck­form abweichen[5].


D.2 Die Schnittstelle zum Übertragungsmedium

Als Schnittstelle zum Übertragungsnetz dienen einige wenige Prototypen von X.21-Schnitt­stellen von Nixdorf. Diese Schnittstellen stehen in verschiedenen Ausführungen mit der Typenbezeichnung GSX/DSX mit einer Übertragungsleistung von 48 kbit/s und GSXI mit 64 kbit/s zur Verfügung. Eine GSX-Schnittstelle nutzt beide B-Kanäle zur Daten­übertragung, während eine DSX einen Kanal für die Sprachübertragung reserviert.

Diese Schnittstellen bewirken eine Umwandlung der X.21-Signale und Steuer­infor­­ma­tionen auf die Signalisierung des D-Kanals. Nixdorf weicht hier von der X.30-Norm der CCITT, die eine Umsetzung von X.21-Steuersignalen in ISDN-D-Kanal-Informations­pakete regelt, ab. Die X.21-Norm legt die Bedeutung der Schnittstellensignale fest. Die elektrische Spezifikation der X.21-Schnittstelle wird in der X.27-Empfehlung geregelt[6].

 

Spannungsdifferenz ∆U

Datenleitung

Steuerleitung

Taktleitung

∆U1 > +0.3 Volt

logisch "0"

ON

ON

∆U2 < -0.3 Volt

logisch "1"

OFF

OFF

Abb. D.2.1: Spannungspegel und Signalbedeutung nach X.27

Die Auslegung der Signale ist so gewählt, daß eine Leitung, die kontinuierlich binäre „1“ sendet, sich im OFF- und bei „0“-Bit sich im ON-Zustand befindet. Durch die symmetri­sche und differentielle Auslegung der Signal- und Übertragungs­leitungen werden Leitungs­längen zwischen DTE und DCE von bis zu 1000 m möglich. Die Zuordnung der Spannungs­differenzen zu Signalzuständen zeigt Abbildung D.2.1.

Abb. D.2.2: X.21-Stecker nach ISO 4903

An der Vorderseite eines GSX-Schnittstellengehäuses zeigt für jeden Kanal eine grüne und eine rote Leuchtdiode den Zustand der Schnittstelle an. Die rote Diode leuchtet, falls die Schnittstelle funktionsbetreit ist. Ist die Schnittstelle zusätzlich an ein Terminal ange­schlos­sen[7], so leuchtet auch die grüne Diode. Der Aufbau einer Verbindung wird durch gleich­zeiti­ges Blinken beider Dioden angezeigt. Besteht eine Verbindung, so blinkt abwechselnd die rote und die grüne Diode. Weiter befinden sich an der Vorderseite zwei 15-poliger, weibliche SUB D-Stecker (Abb. D.2.2). Die Anschüsse dieser X.21-Stecker sind wie folgt belegt[8]:

 

Pin

Belegung

Pin

Belegung

1

Abschirmung

9

Transmit (B)

2

Transmit (A)

10

Control (B)

3

Control (A)

11

Receive (B)

4

Receive (A)

12

Indicate (B)

5

Indicate (A)

13

Signal Element Timing (B)

6

Signal Element Timing (A)

14

Byte Timing (B)

7

Byte Timing (A)

15

reserviert

8

Ground

 

 

Abb. D.2.3: Die Belegung eines X.21-Steckers

Die einzelnen Leitungen und Signale der X.21-Schnittstelle besitzen folgende Bedeutung[9]:

v   Die Ground-Leitung (G) liefert die Betriebserde.

v   Die Transmit-Leitung (T) ist eine Datenleitung, über die sowohl Daten als auch Steuersignale zum Verbindungsauf- und -abbau von der DTE zur DCE übertragen werden.

v   Auf der Receive-Leitung (R) werden neben Daten auch Steuerinformation von der DCE zur DTE übertragen.

v   Die Control-Leitung (C) zeigt zusammen mit der Transmit-Leitung der DCE den Zustand der DTE an. Eine DTE löst über das Control-Signal eine Verbindung aus.

v   Mit der Indicate-Leitung (I) signalisiert die DCE der DTE ihre Zustände. Anhand der Indicate-Leitung wird signalisiert, ob eine Verbindung besteht oder nicht. Das Netz kann über die Indicate-Leitung eine Verbindungauslösung fordern.

v   Die Taktleitung (S) (Signal Element Timing) liefert den Bittakt von der DCE. Da dieser Takt sowohl zum Senden als auch zum Empfangen verwendet werden kann, ist eine Taktleitung ausreichend.

Die X.21-Schnittstellen von Nixdorf liefern einen asymmetrischen Takt. Ein externer Takt für die Schnittstellen des Macintosh muß jedoch symmetrisch zur Masse sein, da andernfalls das Verhalten des SCC nicht definiert ist. Um GSX-Schnittstellen am Macintosh betreiben zu können, muß daher eine Anpassung des Taktes erfolgen.

Weiterhin ist bemerkenswert, daß die Taktrate der Schnittstelle wechselt. In der Ruhe­phase und in der Verbin­dungs­auf­bau­­phase ist die Taktrate 9600 Hz, während sie in der Daten­über­­tragungsphase 64 kHz beträgt.

Besonders der asymmetrische Takt der X.21-Schnittstelle und ein fehlender Eingang für das Indicate-Signal am Macintosh Plus erschweren die Implementierung des ISDNLAP.


D.3 Die elektrische Anpassung der Schnittstellen

Bei der Übertragung von Paketen über die X.21-Schnittstelle mußte anfangs festgestellt werden, daß viele Pakete entweder überhaupt nicht oder nur fehlerhaft übertragen wurden. Nachdem Programmfehler ausgeschlossen waren, wurde als Ursache der asymmetrische Takt der X.21-Schnittstelle erkannt.

Da es sich bei den Leitungstreibern zwischen Schnittstelle und SCC um Differential-Empfänger handelt, muß jedes Handshake- oder Taktsignal „bipolar“ sein, d.h. zwischen einer positiven und einer negativen Spannung bezüglich der internen Masse wechseln. Speist man einen Takt ein, dessen einer Zustand 0 Volt (Ground) ist, so wird der Macintosh diesen als nicht determinierten Zustand interpretieren und unvorher­sehbar reagieren.

D.3.1 Betrachtungen zum externen Takt

Um das Problem einzugrenzen, wurden verschiedene Versuche durchgeführt. So konnte bei einem nicht erdfreien Taktgenerator mit einem Oszilloskop beobachtet werden, daß ein ursprünglich symmetrischer Takt, nachdem er an die RS422A-Schnittstelle angelegt wurde, nicht mehr symmetrisch war. Der Rechtecktakt war ohne Belastung symmetrisch zur Masse mit einer Amplitude von 5 Volt (vgl. Abb. D.3.1).

Abb. D.3.1: Symmetrischer Rechtecktakt ohne Last aus dem Taktgenerator

Durch den Einfluß des Eingangs am Macintosh wurde der Takt nach oben gezogen und das Signal stark deformiert. Es entstand eine Sägezahnspannung (Abb. D.3.2). Da sich die negativere Spannungsspitze im positiven Bereich befand, wurden keine Pakete übertragen. Sobald die Spannung so erhöht wurde, daß die untere Spitze der Taktkurve die 0 Volt-Marke unterschritt, erhielt der Empfänger Pakete.

Abb. D.3.2: Symmetrischer Rechtecktakt unter Last

Bei einem weiteren Versuch mit einem Sinustakt aus dem Taktgenerator konnte beobach­tet werden, daß ein ursprünglich symmetrischer Takt unter Last um ca. 1,5 Volt nach oben verschoben wurde. Sobald wieder die Spannung so erhöht wurde, daß die untere Spitze der Sinuskurve die 0 Volt unterschreitet, erhielt der Empfänger Pakete. Bei einer negativen Spitze von ca. -2 Volt wurden nur noch gute Pakete empfangen.

Um einen Takt aus einem erdfreien Generator zu erhalten, wurde versuchsweise durch Anheben und Fallenlassen der DTR-Leitung an der V.24-Schnittstelle eines IBM-PC ein Rechtecktakt simuliert[10]. Dieser Takt wurde unter Last nur wenig (ca. 0,05 Volt) nach oben verschoben. Dadurch belieb der Takt stets symmetrisch und besaß einen Negativan­teil. Es genügte bereits eine relativ geringe Spannung von ca. 0,05 Volt, um Pakete zu erhalten. Wurde die Spannungsamplitude etwas erhöht (Max +0,8V und Min ­­­­­-0,6V), wurden nur noch gute Pakete empfangen.

Um das Verzerren des Taktes unter Last durch elektrische Trennung der Leitungen zu verhindern und die Amplitude der Spannung zu erhöhen, wurde ein Versuch mit einem Trenn­trans­formator mit einem Windungsverhältnis von 200 zu 100 durchgeführt. Durch eine Induktionskopplung wurden die Takt- und Erdleitungen elektrisch trennt (vgl. Abb. D.3.3).

Abb. D.3.3: Trenntransformator mit Eisenkern (100: 200 Windungen)

Dabei konnte beobachtet werden, daß der ursprüngliche Rechtecktakt zwar stark verfremdet, jedoch unter Last kaum nach oben verschoben wurde. Ab einer Spannung von +-0,2 Volt erhält der Empfänger Pakete und ab einer Spannung von +-0,5 Volt wurden nur noch unversehrte Pakete empfangen.

Bei der Verwendung eines symmetrischen Taktes aus einem erdfreien Generator treten keine Probleme auf. Der Takt aus der X.21-Schnittstelle muß also symmetrisiert werden.


D.3.2 Anpassung des Taktes aus der X.21-Schnittstelle

Diese Versuche ergaben, daß ein passender Takt Voraussetzung für eine korrekte Über­tragung ist. Nun mußte eine geeignete Methode gefunden werden, den asymmetri­schen Takt aus der GSX-Schnittstelle (vgl. Abb. D.3.4) zu symmetrisieren. Dieser Takt bewegt sich zwischen 0 und +5 Volt. Durch den Anschluß eines Macintosh an die Schnittstelle wird der Takt nicht beeinflußt.

Abb. D.3.4: Der Takt aus der GSXI-Schnittstelle und der benötigte Takt

Um aus dem Takt der Schnittstelle ein zur Masse symmetrisches Taktsignal zu gewinnen, wurde eine Drossel mit hoher Windungszahl parallel zur Masse- und Taktleitung geschal­tet (Abb. D.3.5). Diese Drossel besitzt eine Induktivität von 4.7 mH und bei Gleichstrom einen relativ kleinen Innen­widerstand von ca. 550W. Bei Wechselstrom ist der Wider­stand höher. Dadurch wird der Gleichstromanteil des Taktes unterdrückt und man erhält am Ausgang ein Signal, das in den Flanken dem Differential des ursprünglichen Taktes entspricht. Durch die Induktion der Drossel wird beim Abfallen der Taktflanke die Spannung in den negativen Bereich gezogen.

Abb. D.3.5: Taktleitung aus der X.21-Schnittstelle GSX mit 4.7 mH Spule

Das Ergebnis ist kein exakter Rechtecktakt, erfüllt jedoch die Ansprüche, die vom Macintosh an einen externen Takt gestellt werden (vgl. Abb. D.3.6). Ab einer Spannung von ca. +-1 Volt ist eine verlustfreie Übertragung von Paketen möglich.

Abb. D.3.6: Durch die Spule modifizierter Takt

Aufgrund der geringen Baugröße kann eine Spule in der Abdeckung eines Steckers untergebracht werden und ist somit für die Anpassung des Signals prädestiniert.


D.4 Anschlußbelegung

Aus der Belegung der seriellen Schnittstellen des Macintosh und der Schnittstelle des X.21-Adapters ergibt sich unter Berücksichtigung der symmetrischen Auslegung der Schittstellen und des asymmetrischen Taktes der GSXI-Schnittstelle folgende Verdrah­tung:

 

 

 

Abb. D.4.1: Anschlußbelegung eines X.21-Kabels zwischen Macintosh und GSX-Schnittstelle



[1]       Apple Computer (Inside Macintosh II), S. 195 ff.

[2]       Apple Computer (N&C Handbuch), Kap. 3, S. 6–7.

[3]       Diese Methode heißt differentielles Verfahren.

[4]       Apple Computer (Inside Macintosh III), S. 24.

[5]       Siehe hierzu Anhang D.3: Elektrische Anpassung der Schnittstelle.

[6]       CCITT (Data Communications Networks Interfaces), Red Book VIII.3, X.20–X.32.

[7]       DTR ist auf ON.

[8]       Blomeyer-Bartenstein (Datenkommunikation und lokale Computer-Netzwerke), S. 128–129.

[9]       Die X.21-Norm besteht jedoch nicht nur aus der funktionalen Spezifikation, sondern auch aus den Zeitabläufen und Zustandsübergängen der Signale.

[10]      Das Programm hierzu befindet sich in Anhang F.4.