1. Problemstellung und Zielsetzung

Lokale Hochgeschwindigkeitsnetzwerke finden eine immer größere Verbreitung und so steigt auch die Zahl von Applikationen, die Gebrauch von Netzwerkdiensten machen. Durch das eingebaute AppleTalk-Netzwerk wurde bei Macintosh-Rechnern die Kommu­ni­­ka­ti­ons­­fähig­keit zu einem zentralen Leistungs­merkmal. Über AppleShare wird jeder Anwen­dung, die auf lokale Dateien zugreift, auch der Zugang zu abgesetzten Platten ermöglicht. Für die Einbindung von Druckern ist das AppleTalk-Netzwerk ebenfalls geeignet.

Abb. 1.1: Die Abbildung einer Busstruktur auf eine PBX

Aufgrund der starken Inanspruchnahme von Netzwerkdiensten durch Macintosh-Appli­ka­­tionen kann bei der Realisierung einer ISDN-Workstation auf der Basis eines Apple Macintosh nicht auf die Integration von LAN-Diensten verzichtet werden. Daher ist es notwendig, das auf einer Busstuktur basierende AppleTalk-LAN auf die leitungs­vermit­tel­nde Sternstruktur eines ISDN-Netzes zu übertragen (vgl. Abb. 1.1).

Ziel dieser Arbeit ist es, durch Substitution der Link-Ebene im AppleTalk Protocol Stack die Transak­tions­dienste des AppleTalk, insbesondere den Remote Disk Access mittels AppleShare, über ISDN-Kanäle zu realisieren. Es soll geklärt werden, wie sich die beschränk­te Übertragungskapazität von 64 kbit/s und die leitungs­ver­mittelnde Sterntopo­logie von ISDN-Kanälen für übertragungs­intensive Transak­tions­dienste im LAN eignet.

Im einzelnen sind dazu folgende Aufgaben zu lösen:

v   Es muß eine Möglichkeit gefunden werden, das Link Access Protocol (LAP) im AppleTalk Protocol Stack zu ersetzen. Übergeordnete Schichten dürfen durch die veränderte Verbindungsschicht nicht in ihrer Funktion beeinträchtigt werden. AppleTalk muß nach wie vor einfach und sicher zu bedienen sein.

v   Zur Übertragung von Paketen über ISDN-Verbindungen sind geeignete Übertragungs­methoden zu wählen und neue LAP-Prozeduren zu implemen­tieren. Dazu ist unter anderem eine Anpassung der Schnittstellensignale des Macintosh erforderlich.

v   Es ist die Wahl einer geeigneten Netzwerkschnittstelle und eines Protokolls zur automatischen Verbindungssteuerung zu treffen.

v   Eine adäquate Verbin­dungs­steuerung für die verbindungslosen AppleTalk-Protokolle muß eine LAN-Topologie emulieren: Lokale Netzwerke erlauben dem Klienten, mehrere logische Verbindungen (konkurrente Trans­­­ak­tionen) gleichzeitig aufrecht zu erhalten. Das widerspricht jedoch der Natur leitungsvermittelnder Systeme, die jeweils nur Punkt-zu-Punkt-Verbin­dungen unter­stützen. Bei der Portierung eines LAN auf eine leitungs­vermittelnde Sternstruktur muß daher eine Möglichkeit gefunden werden, mehrere logische Verbindungen gleichzeitig zu unterhalten. Dabei ist einerseits der Protokoll­­overhead, der durch die Diskrepanz zwischen der Zeit für einen Verbin­dungs­­aufbau und der Über­tragung eines Paketes entsteht, zu minimieren und anderer­seits eine Monopo­lisie­rung von Netzwerk-Ressourcen zu vermeiden.

v   Die Protokolle zur Adressierung in AppleTalk stützen sich zum Teil auf die Broadcast-Fähigkeit der physi­kali­schen Schicht (Bus). Diese ist bei ISDN-Kanälen nicht gegeben. Daher ist eine adäquate Methode für die Adressierung auf ISDN-Kanälen zu entwerfen.

v   Da die Netzwerksoftware in Druckern vollständig im ROM enthalten ist, muß eine Möglichkeit gefunden werden, diese Geräte auch ohne den Austausch von Protokollen in ein ISDN-LAN einzubinden.