12. Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit zeigt, daß die Transaktionsdienste eines auf einer Bustopologie basierenden Netzwerkes, das den Spezifikationen des OSI-Schichtenmodells genügt und über exakt definierte Schnittstellen verfügt, durch Substitution der Link-Ebene über die leitungsvermittelnde Struktur von ISDN-Kanälen realisiert werden können. Obwohl die Übertragungs­leistung eines ISDN-Kanals mit 64 kbit/s weit niedriger ist als die typischer Übertragungsmedien lokaler Hochleistungsnetze, wird dank einer geeigneten Verbin­dungssteuerung ein akzeptabler Durchsatz erzielt. Speziell bei der Übertragung von Dateien mit AppleShare wirkt sich die niedrige Übertragungs­leistung vergleichs­weise gering auf den Gesamtdurchsatz aus.

Für die Installation des ISDNLAP im AppleTalk Protocol Stack wurde der LAP Manager verwendet. Probleme bei der Implementierung entstanden durch die unsauber dokumen­tierte Schnittstelle zum LAP Manager (rough draft). Über das CDEV Netzwerk im Kontrollfeld ist das ISDNLAP einfach zu installieren. Durch die Ersetzung der Link-Ebene ändert sich die Bedienung von Anwendungsprogrammen nicht.

Wie die vorliegende Implementierung zeigt, ist bei einer Übertra­gungsrate von 64 kbit/s halbduplex eine Paketübertragung auf einem Rechner der Leistungsfähigkeit eines Macintosh Plus (0,4 MIPS) durchaus in einer Hochsprache zu realisieren. Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, die Registerschnittstelle zum LAP Manager als Assembler-Glue zu implementieren. Bei der Übertragung von Paketen wurde jegliches Umkopieren von Daten vermieden. Zudem ist anzumerken, daß bei der Übertragung von Paketen über die 8818 Nebenstellenanlage von Nixdorf kaum Fehler auftreten.

Als Schnittstellen zur Nebenstellenanlage wurden GSXI-Adapter (X.21) verwendet. Der Anschluß von Macintosh-Rechnern an diese Schnittstellen ist mit elektrischen Problemen verbunden. Da der Macintosh einen zur Masse symmetrischen Takt erwartet, die Schnitt­stelle jedoch einen asymmetrischen Takt liefert, muß eine Spule parallel geschaltet werden. Aufgrund fehlender Eingänge am Macintosh Plus ist beim Verbindungsaufbau nach dem X.21-Protokoll das Indicate-Signal nicht verfügbar. Somit kann anhand dieses Signals nicht festgestellt werden, ob eine Verbindung besteht. Bei der dynamischen Node-Adressierung muß daher die Verbindung durch den Austausch von Kontroll­paketen explizit getestet werden.

Die negativen Auswirkungen der mangelnden Broadcast-Fähigkeit einer ISDN-Struktur auf die Adressierung des AppleTalk behebt eine zentrale Steuerstation (NameServer). Der Benutzer wird nicht mit der Verwaltung von Nummern belastet. Nur die Nummer des NameServers muß bekannt sein. Jede Station registriert sich dort beim Öffnen des .MPP. Die weitere Adressierung wird automatisch über den NameServer abgewickelt. Der NameServer hat allerdings den Nachteil, daß ein zusätzlicher Rechner benötigt wird und jederzeit die Gefahr eines Ausfalls besteht. Zudem ist mit einem hohen Programmier­aufwand zu rechnen, wenn für die Anbindung einer ISDN-AppleTalk-Zone an ein Internet die Zonen-Adressierungs­proto­kolle (RTMP, ZIP) realisiert werden sollen.

Pakete werden durch die retardierende objektorientierte Verbin­dungs­­­steuerung anhand der Zieladresse zu ihrer Zielstation geleitet, indem die Rufnummer der Zielstation über den NameServer ermittelt wird. Abgebaut wird eine Verbindung erst dann, wenn ein Paket an eine andere Station gerichtet ist oder eine gewisse Zeit kein Paket übertragen wurde. Diese Art der Verbin­dungs­­­steuerung verbessert den Durchsatz gegenüber einer objektori­en­tierten Verbindungs­steuerung erheblich. Außerdem ermöglicht sie konkurrente Trans­aktionen und erlaubt den Zugriff mehrerer Stationen auf eine Ressource.

Während einer Sitzung tauscht die Workstation mit dem AFPServer Kontrollpakete im Abstand von wenigen Sekunden aus. Ist der Abstand zwischen den Kontrollpaketen kürzer als der Timeout der Verbindung, so führt das zur Monopolisierung des Servers durch eine Station. Konkurrieren mehrere Stationen um eine Verbindung, muß durch Modifikation des .XPP-Treibers und des AFPTranslators der Verkehr reduziert werden. Hierdurch wird der Zugriff mehrerer Stationen ermöglicht. Dennoch sind Situationen denkbar, in denen eine Monopolisierung nicht ausgeschlossen werden kann. Ein zusätzli­ches Leistungs­merkmal „Anklopfen“ könnte hier Abhilfe schaffen.

Neben dem Remote Disk Access über AppleShare ermöglicht das ISDNLAP auch den Zugang zu abgesetzten Druckern. Eine einfache Brücke verbindet den Drucker über einen AppleBus mit dem ISDN-AppleTalk. Die Implementierung zeigt, wie die Paketbe­hand­lung in einer Brücke gehandhabt werden kann.

Eine erste Anwendung fanden die Resultate dieser Arbeit bereits bei der Entwicklung des PluriLAP, einem Link Access Protocol für Mehr­punkt­­verbindungen über digitale Neben­stellenanlagen. Die gesammelten Erfahrungen ermög­lichten die Implementierung einer Demon­strationsversion des PluriLAP in nur zwei Manntagen. Der weitere Nutzen für den Bau einer ISDN-Workstation und einer ISDN-AppleTalk-Brücke wird sich erweisen.