Vorwort

Diese Arbeit entstand im Rahmen der Forschungsarbeiten, die am Lehrstuhl für Informatik II der Universität Augsburg im Zusammenhang mit der Entwicklung von LAN-Systemen für Mehrpunktver­bin­dungen und der Implementierung einer ISDN-Workstation geleistet wurden. Im Sommer 1988 wurden die Arbeiten an diesem univer­sellen ISDN-Endgerät auf der Basis eines Apple Macintosh, dessen wesentlicher Bestandteil LAN-Dienste sind, aufgenommen. Gleichzeitig wurde die Forschung im Bereich der Datenübertragung über digitale Nebenstellenanlagen intensiviert.

Lokale Netzwerke basieren auf Ring- oder Busstrukturen. Hierfür sind zahlreiche Proto­kolle und Systeme implementiert und im Einsatz. Eine neue Möglichkeit, Daten zu über­tragen, bieten ISDN-Kanäle. Diese ergeben eine leitungsvermittelnde Stern­struktur, deren Eigenschaften sich fundamental von denen herkömmlicher LAN-Medien unter­scheiden. Insbesondere die konstante, aber auf 64 kbit/s beschränkte Übertragungs­leistung, sowie die leitungsvermittelnde Sternstruktur und die daraus resultierende mangelnde Broadcast-Fähigkeit nehmen Einfluß auf die Implementierung von Kommuni­kationsprotokollen über ISDN-Kanäle. Die folgenden Seiten befassen sich daher einge­hend mit den Prämissen, die bei der Anpas­sung von AppleTalk-Protokollen an die leitungs­­vermittelnde Sternstruktur des ISDN durch Substitution des Link Access Protocols zu berücksichtigen sind. Es werden Konzepte zur Abbildung von konkurrenten AppleTalk-Trans­aktionen auf ISDN-Kanäle, zur automatischen Verbin­dungs­­­steuerung und zur Adres­sierung in einem leitungsvermittelnden LAN abgeleitet. Die Ergebnisse dieser Arbeit finden Eingang in künftige Entwicklungen des Lehrstuhls.

Die beiden ersten Kapitel beschreiben die Aufgabenstellung und Zielsetzung der Arbeit und unterstreichen den Nutzen einer Protokollsubstitution in AppleTalk für verschiedene Projekte am Lehrstuhl. Das dritte Kapitel stellt die Merkmale unterschied­licher Topolo­gien und Übertra­gungs­­medien für lokale Netzwerke heraus. Kapitel 4 behandelt die Rahmen­­bedingungen für eine Protokoll­substitution auf der Link-Ebene im AppleTalk Protocol Stack. Anhand von ausgewählten Beispielen werden die Schwie­rig­­­­keiten, die bei der Adaption von Netzwerken, insbesondere von AppleTalk, an veränderte Über­tra­gungsmedien entstehen, verdeutlicht. Verschiedene Ansätze zur Protokoll­substi­tution und Implemen­tierung einer Paketübertragung werden im sechsten Kapitel diskutiert. Im Anschluß wird die Wahl einer adäquaten Methode zur Verbindungsteuerung in einem ISDN-LAN getroffen. Weitere Kapitel beschäftigen sich mit den Problemen der Adres­sierung in einem leitungsvermittelnden LAN und mit dem Zugang zu Druck- und Fileservern. Die Kapitel 10 und 11 nehmen eine Leistungs- und Nutzensbewertung vor und liefern Ansatz­punkte für mögliche Weiterent­wicklungen der Konzepte dieser Arbeit. Schließlich werden die Resultate zusammenge­faßt. Eine detaillierte Beschrei­bung der Implemen­tie­rung eines ISDN Link Access Protocols und zugehöriger Hilfs­programme erfolgt im Anhang.

Nicht vergessen möchte ich, mich an dieser Stelle ganz herzlich bei denjenigen zu bedan­ken, die mit ihrer kritischen Meinung zum Zustande­kommen dieser Arbeit beitru­gen. Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Peter Schulthess, dem es gelang, mich mit zahlreichen Anregungen für diese Aufgabe zu begeistern, sowie Herrn Dr. Konrad Froitzheim und Herrn Jürgen Geßwein für die zahlreichen Diskussionen und Kritiken.